Störgrößen und Steuermechanismen in der Bergwalddynamik

Der Borkenkäfer als Störfaktor
Borkenkäfer sind wichtige Taktgeber in der Dynamik von Waldökosystemen, indem sie unterschiedlich geschwächte Bäume zum Absterben bringen (auch mit Hilfe verbündeter Pilzarten) und damit Vorbedingungen für die Entstehung geeigneter Lebens- oder Wohnräume für nachfolgende Holzbesiedler - seien es Pilze, andere Insekten oder Vögel und Säugetiere - bewirken.

In der Forstwirtschaft z.T. als aggressive Schädlinge gefürchtet, stellen sie aus ökosystemarer Sicht ein wesentliches Glied in der Kette zwischen Pflanzenwachstum - Nährstoffspeicherung - Absterben - Zersetzung - Freigabe gespeicherter Nährstoffe dar.

Zusammen mit Störfaktoren der unbelebten Natur (Stürme/Orkane, Schnee...) ergeben sie einen bedeutenden Regulationsfaktor in der Dynamik vieler Waldökosysteme.

Einige Borkenkäferarten bevorzugen deutlich geschwächte Bauminidividuen als Wirtspflanze, andere (aggressivere und im Wirtschaftswald gefährlichere) können auch vitalere Bäume befallen.

Als natürliche Gegenspieler der Borkenkäfer treten u.a. verschiedene Räuber (v.a. Insekten, z.T. aber auch Vögel), Parasiten und Krankheitserreger in Erscheinung.

Interessante Fragen der Urwaldforschung sind in diesem Zusammenhang:

1. wie sich der Vergleich der Gegenspielerpalette von Urwäldern und Wirtschaftswäldern gestaltet,
2. in welchem Ausmaß in menschlich +/- unbeeinflussten Waldökoksystemen Gegenspieler der Borkenkäfer wirksam werden und
3. inwieweit die weniger aggressiven Borkenkäferarten als Ersatzwirte für diverse Gegenspieler gelten können?

Bei Störfaktoren, die wie der Buchdrucker (= neben dem Kupferstecher einer der bedeutendsten Borkenkäferarten in Österreich) für den Menschen einen ausgesprochen bedrohlichen Charakter annehmen können, rückt die Vorhersage spezieller Risikogebiete und die rechtzeitige Erkennung prädisponierender (= die Anfälligkeit erhöhender) Gegebenheiten in den Vordergrund des Interesses.

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