Störgrößen und Steuermechanismen in der Bergwalddynamik

Sturm und Schnee als Störfaktoren
Sturm und Schnee stellen unter mitteleuropäischen Verhältnissen die wichtigsten abiotischen (= unbelebten) Störfaktoren in Waldökosystemen dar.
Stürme können sowohl einzelne Bäume entwurzeln oder abbrechen als auch Baumgruppen (sog. Nester) oder ganze Waldflächen "vernichten". Dies hängt neben der Anfälligkeit der betroffenen Waldbestände auch entscheidend von der Dauer und Stärke der Sturmereignisse ab.
Schwere (Nass-)Schneelasten können ebenfalls ein Abbrechen von Ästen, ganzen Kronen bzw. Stämmen bewirken und - bei einem entsprechenden Verlust von Kronenmaterial - den Tod von Einzelbäumen, Baumgruppen oder Waldflächen herbei führen.
Wird nicht durch diese beiden Witterungsphänomene Mortalität verursacht, so führt häufig ein nachfolgender Befall durch Borkenkäfer zum Ausfall von Waldbäumen.
Löcher im Waldgefüge oder neu entstandene freie Flächen bieten nun im Vergleich zu geschlossenen Waldbeständen völlig veränderte Lebensbedingungen für eine Vielzahl von Pflanzen und Tieren, sie konstituieren wertvolle ökologische Nischen und ermöglichen schließlich auch das Heranwachsen einer neuen Generation von Waldbäumen.
In Wäldern, die unter starkem menschlichen Einfluss stehen, wird häufig durch die Art der Bewirtschaftung eine besondere Anfälligkeit gegenüber Sturm- und Schneeschäden verursacht. Gleichzeitig wird oftmals unterstellt, dass Urwälder von sich aus eine höhere Widerstandskraft gegenüber diesen Schadfaktoren aufweisen.
Diesbezüglich sind mehrere Gesichtspunkte zu beachten:
1. in Urwäldern kann - abgesehen etwa von menschlich verursachten Luftverunreinigungen - nicht von "Schäden" im eigentlichen Sinn gesprochen werden, da alle natürlichen Störungen und Dynamiken "erlaubt" oder erwünscht sind;
2. Urwälder können durch die Art und Weise, wie neue Baumgenerationen entstehen (sog. "Waldverjüngung"), tatsächlich eine geringere Anfälligkeit gegenüber Sturmwurf und Schneebruch aufweisen.
3. Wirtschaftswälder unterliegen einer mehr oder weniger engen menschlichen Zielsetzung; dies bedingt einerseits, dass aus ökonomischen Gründen u.U. eine höhere Schadanfälligkeit in Kauf genommen wird, andererseits die Toleranz gegenüber dem Auftreten von Störungen herabgesetzt ist.

Ziel der Urwaldforschung soll es sein, die Anfälligkeit von Urwaldbeständen gegenüber Störungen durch Sturm und Schnee mit jener von Wirtschaftswäldern zu vergleichen. Darüber hinaus ermöglicht eine Erkennung potentiell für Sturm- und Schneeschäden anfälliger Flächen eine Schwerpunktlegung wissenschaftlicher Untersuchungen zur Walddynamik auf ebendiese Flächen.

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